Wie schere ich mein Pferd?
Jeder von uns Reitern weiß, das unseren Pferden zweimal im Jahr eine besondere Aufgabe bevorsteht: der Fellwechsel.
Für uns stellt sich zu dieser Zeit dann immer wieder dieselbe Frage: Scheren oder nicht scheren?
Falls die Entscheidung für das Scheren fällt, kommt direkt die nächste Frage auf: Wie schere ich mein Pferd? Was muss ich alles beachten und welche Vorbereitungen muss ich treffen?
Ich habe mich diesem Thema, passend zur Jahreszeit, angenommen und mag Dir gern ein paar Tipps geben.
Mein Pferd scheren – ja oder nein?
Wenn Du Dein Pferd im Winter gar nicht oder nur gelegentlich im Schritt ausreitest, musst Du es auch nicht scheren. Das ist die artgerechteste Variante. Ungeschorene Pferde sind dazu weniger anfällig für Pilzerkrankungen und Scheuerstellen. Bist Du ein Reiter ohne große sportliche Ambitionen, so bietet sich eine grundsätzliche Alternative zum Scheren: lege Deinem Pferd bereits im Spätsommer eine Decke auf, um die Entwicklung des Winterfells zu minimieren.
Ob Dein Pferd nun geschoren werden sollte oder nicht, merkst Du als Reiter ganz einfach daran, ob Dein Pferd nach dem Reiten regelmäßig stark verschwitzt ist oder nicht. Reitest Du Dein Pferd weiterhin mehrmals pro Woche und verbringst dabei mehr Zeit mit Trockenführen oder Trockenreiben als mit Reiten, solltest Du es scheren. So ist Dein Pferd vor starkem Schwitzen, Auskühlen und Erkältungskrankheiten geschützt. Außerdem verklebt das kurze Fell auch nicht so stark durch Schweiß und lässt sich leichter sauber halten.
Gründlich putzen!
Du kannst Deinem Pferd helfen, indem Du es während des Fellwechsels immer wieder gründlich putzt. Der Prozess des Fellwechsels ist sehr anstrengend für den Organismus Deines Pferdes. Mit dem Putzen regst Du die Durchblutung an und hilfst Dein Pferd von lästigen Hautschuppen oder Unterfell zu befreien.
Gehörst Du zu den ambitionierten Reitern und trainierst Dein Pferd auch an kalten Tagen, ist es sinnvoll das Pferd beim Wechsel auf das Winterfell zu scheren.
Wie schere ich mein Pferd?
Um Dein Pferd ohne Probleme und Komplikationen scheren zu können, ist es ratsam einige Vorbereitungen zu treffen. Somit sparst Du Zeit, schonst Deine Ausrüstung und verkürzt den Schervorgang, so dass es für Dein Pferd sehr viel angenehmer sein wird.
Bevor Du die Schermaschine ansetzt, sollte Dein Pferd gründlich gesäubert werden. Sämtlicher Dreck, Staub und Sand sollte aus dem Fell entfernt werden, damit Deine Schermaschine noch lange lebt und die Schur einfacher klappt. Zudem sollte Dein Pferd komplett trocken sein. Nasses Fell führt zu Verkleben und Verstopfen der Schermesser.
Was wird gebraucht?
Für eine einfache Schur benötigst Du eine gut funktionierende Schermaschine, mit einem sauberen und geschliffenen Schermesser. Ebenso eine Bürste, mit der Du zwischendurch immer mal wieder Fellreste aus dem Schermesser entfernen kannst. Damit Deine Schermaschine während des Scherens nicht überhitzt und sich heiß läuft, solltest Du das Schermesser zwischendurch immer mal mit ausreichend Öl versorgen.
Sofern Du Dein Pferd mit einem „Schurmuster“ verschönern möchtest, ist es ratsam eine entsprechende Schablone dabei zu haben. Diese kannst Du dann auf die ausgewählte Körperstelle Deines Pferdes auflegen und drumherum scheren.
Ruhe und Geduld
Nicht jedes Pferd findet eine Schur gut. Viele Tiere sind geräuschempfindlich und erschrecken sich vor dem Geräusch, das die Schermaschine von sich gibt. Andere bleiben nicht gern eine längere Zeit stillstehen. Du machst es Dir einfacher, falls es Deine erste Schur ist, wenn Du mit Deinem Pferd ein paar „Trockenläufe“ übst. Einfach mal die Schermaschinen laufen lassen und langsam über den Körper streichen lassen. Lass die Maschine vorsichtig an den Beinen herunterlaufen und auch über empfindliche Stellen wie die Flanken gehen.
Der Schur Beginn
Grundsätzlich schert man ein Pferd gegen den Strich. So beugt man Verletzungen vor und schafft ein gleichmäßig glattes Bild. Fällt es Dir schwer, Dein Pferd „frei“ zu scheren, kannst Du Muster oder Verläufe mit Kreide auf dem Fell vorzeichnen. Das erleichtert Dir die Führung der Maschine und lässt am Ende keine bösen Überraschungen aufkommen.
An den unempfindlichen Stellen kannst Du mit der Schermaschine ohne Probleme entlang gehen. Schwierige Stellen wie zb. die Schultern, die Sattellage oder auch die Beine solltest Du mit kurzen, sanften Bewegungen scheren. So vermeidest Du Kanten und ggfs. Schnittverletzungen!
Möchtest Du die Sattellage gern aussparen, kannst Du Dir als Hilfestellung auch eine Schabracke auf den Rücken Deines Pferdes legen, damit Du erkennst, woher die Schur verlaufen kann.
Generell kann man ein Pferd von Kopf bis Huf scheren. Im Normalfall funktioniert dies auch mit einer großen Schermaschine optimal. Für empfindliche Pferde empfiehlt es sich an schwierigen Körperpartien auf kleine Schermaschinen zurückzugreifen. Sie sind leiser und gehen mit etwas weniger Druck vor, als es große Schermaschinen tun.
Vor der Arbeit ist nach der Arbeit
Sobald Du fertig bist, ist es ratsam, Dein Pferd noch einmal komplett abzubürsten und das gesamte lose Fell, was auf dem Pferd liegen geblieben ist, runterzuholen.
Danach solltest Du den Außentemperaturen entsprechend eine passende Decke auflegen, die Dein Pferd ab sofort vor Kälte schützt. Die optimale Füllung der Decke hängt von der Pferdeschur, der Haltung Deines Pferdes und seiner Empfindlichkeit ab.
Absolutes Must-Have: eine Abschwitzdecke
Sobald Du Dein Pferd nach der Schur wieder arbeitest, solltest Du jedes Mal eine Abschwitzdecke oder Nierendecke nutzen. Diese kann sowohl zum Warmreiten als auch nach getaner Arbeit zum Trockenreiten genutzt werden. Ist Dein Pferd nach dem Training wieder getrocknet, kannst Du die Abschwitzdecke gegen eine Stall- oder Winterdecke tauschen.
Auf einen Blick!
Zusammenfassend noch einmal die Vorgehensweise, wie Du Dein Pferd optimal scherst:
- Schur muss den Haltungs- und Trainingsbedingungen des Pferdes angepasst sein
- Nur ein wirklich sauberes und trockenes Pferd scheren
- Schermaschine mit geschliffenem und sauberem Messer verwenden
- Schermuster mit Kreide vorzeichnen
- Pferd vorher bereits an Geräusche und Bewegungen der Maschinen gewöhnen
- Immer gegen den Strich scheren
- Pausen einlegen, damit das Scherblatt nicht heiß läuft/alternativ Kühlspray verwenden
- Bei empfindlichen Stellen auf kleine Schermaschine wechseln
- Nach der Schur Pferd gründlich abbürsten
- Ab sofort immer eine den Temperaturen entsprechende Decke verwenden
Ich hoffe, ich konnte Dir mit diesem Blog einen kleinen Einblick in die Welt des Scherens geben. Sicherlich ist zu bedenken, dass jedes Pferd einen anderen Charakter hat und keine Schur wie die andere sein wird. Dennoch helfen einem ein paar kleine Kniffe und Tricks, den richtigen Weg zu finden.
In diesem Sinne, auf viele erfolgreich geschorene Pferde!
Lieben Gruß,
Sandra
Super artikel.. Sehr lehrreich fachlich super